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Argumente gegen Studiengebühren (3)

Widerlegung des Arguments, die Qualität der Lehre werde durch Studiengebühren steigen


"Wenn die/der einzelne Studierende Gebühren für sein/ihr Studium zahlen muß, kann er auch die Qualität und den Ort der Ausbildung bestimmen. Die Hochschulen werden sich mehr anstrengen, um möglichst viele Immatrikulierte und damit Geld zu erhalten. Damit wird die Qualität der Lehre steigen." Bildung zählt nicht zu den Gütern, die den Gesetzen des Marktes unterworfen werden können. Zum Beispiel hat die Wahl des Studienstandortes in vielen Fällen nichts mit dem "Ruf der Universität" und der dortigen Qualiät der Lehre zu tun. Zum einen sind viele StudienanfängerInnen aufgrund ihrer finanziellen Situation gezwungen, am Heimatort zu studieren. '91: 23% aller Studierenden wohnen bei ihren Eltern! Deren Zahl wird durch Studiengebühren noch ansteigen (für sie gilt die Konsumentensouveränität überhaupt nicht).

Zum anderen wird die Entscheidung für oder gegen eine Universität eher über die Attraktiviät der Stadt gefällt. Vollkommene Markttransparenz läßt sich über die Qualität der Lehre auf keinen Fall herstellen. Sie ist weder bundesweit evaluierbar noch sind bisherige Hochschulrankings repräsentativ (5 - 15 Befragte). Zudem strotzen sie vor ungeeigneten Kriterien (Zahl der Veröffentlichungen, Bewertung durch Personalmanager, etc.). Weiterhin entscheidend sind Aufnahmekapazitäten der Universitäten sowie die der Städte (Wohnungsangebot) für die Wahl des Hochschulortes. Wenn man in einer Stadt keine Wohnung bekommt, wird man gezwungenermaßen in eine andere zum Studieren gehen.

Die "Marktorganisation" der Hochschulen würde dazu führen, daß die Hochschulen daran interessiert wären, möglichst viele StudentInnen mit möglichst wenig Aufwand durch ihr Studium zu bringen. Dies führt zu noch mehr und noch größeren Massenveranstaltungen und damit zu schlechterer Lehrqualität.

Gerade wenn StudentInnen für ihr Studium bezahlen müssen, sind sie darauf angewiesen, nach ihrem Studium eine entsprechende Arbeitsstelle zu bekommen. Da die Abschlußnoten dabei oft auch eine entscheidende Rolle spielen, suchen sie sich die Hochschule aus, die die leichtesten Prüfungen und die besten Noten verspricht (dies zeigen auch die Erfahrungen aus den USA), nicht unbedingt die mit der besten Lehrqualität. Die Qualität der Lehre ist durch Studiengebühren nicht zu verbessern. Verbessert werden könnte diese, wenn den StudentInnen mehr Mitspracherechte in der Lehre eingeräumt würden. Denn gerade sie als Betroffene können ihre Vorstellungen und Wünsche wohl am besten einbringen.

Offene (unbeantwortbare) Fragen zur Erhebung von Studiengebühren Nach welchen Kriterien sollte gezahlt werden? Schließlich haben die Studiengänge eine unterschiedliche Wertigkeit und verursachen auch unterschiedlich hohe Kosten, die im Übrigen kein Mensch exakt berechnen kann. Die Ausgaben für die jeweiligen Fächer an unterschiedlichen Universitäten sind umgelegt auf den einzelnen Studierenden so unterschiedlich, daß nicht einmal das Fach als Kriterium hinreichend sein könnte. Welche Kosten werden tatsächlich durch die Studierenden verursacht? Schließlich werden Gebäude, Infrastruktur und sogenannte "Lehrkörper" auch ncoh für andere Dinge eingesetzt.


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bay, 15.3.1999, URL www.michael-bayer.de