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Konzept zur Entwicklung der Hochschulen in Deutschland

Einstimmiger Beschluss des 167. Plenums der Hochschulrektorenkonferenz Bonn, 6. Juli 1992


DOKUMENTE ZUR HOCHSCHULRFEFORM
75/1992

Herausgegeben von der Hochschulrektorenkonferenz
Ahrstrasse 39, D-5300 Bonn 2 Tel.: 0228-887-0
Telefax: 0228-8871 10 Teletex: 228342
Redaktion: Dr. Werner Becker
Bonn, Juli 1992

Alle Rechte vorbehalten.  Nachdruck, auch im Auszug, nur mit genauer
Quellenangabe gestattet.
Belegexemplar erbeten.

Inhaltsverzeichnis
                                                           Seite
I.   Einleitung                                                5
II.  Aktuelle Situation der Hochschulen
     1.Hochschulen in, den alten Bundeslaendern
     2.Hochschulen in den neuen Bundeslaendern
III. Qualitative Anforderungen und Struktur des
     Hochschulbereichs                                        21
     1. Grundsaetze
     2. Das differenzierte Hochschulsystem
        a) Profil der Universitaeten
        b) Profil der Fachhochschulen
IV.  Massnahmen zur Staerkung des Hochschulwesens             27
     1. Studienreform an Universitaeten
        a. Verhaeltnis von Erststudium zu
           - wissenschaftlichem Aufbau- und Vertiefungsstudium
           - berufsorientiertem Weiterbildungsstudium
        b. Vorbildung der Studienbewerber
        c. Staatliche Massnahmen zur Unterstuetzung
     2. Sicherung der Universitaetsforschung
     3. Staerkung der Fachhochschulen
        a. Raeumlicher und personeller Ausbau
        b. Flankierende Massnahmen
     4. Hochschulausbau
        a. Tatsaechlicher Ausbaustand und Planung in den alten Laendern
        b. Tatsaechlicher Ausbaustand und Planung in den neuen Laendern
        c. Flaechenbezogener Ausbau
        d. Personeller Ausbau
     5. Hochschulorganisation
V.   Duale Berufsausbildung                                    45

Anhang
                                                               47

Tabelle 1   :    Studienanfaenger

Tabelle 2   :    Personalstellen

Tabelle 3   :    Studierende

Tabelle 4   :    Betreuungsrelationen

Tabelle 5   :    Uebersicht ueber Studierende, Studienanfaenger,
                 Ausbaustand, -zielzahlen

Tabelle 6   :    Berechnung des Bedarfs an Studienplaetzen im
                 Jahre 2010

Tabelle 7   :    Berechnung des zusaetzlichen jaehrlichen Mittel-
                 bedarfs

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I. Einleitung

Die juengsten weltpolitischen Entwicklungen, die Vereinigung Deutschlands,
der schrittweise Zusammenschluss Europas ueber den Binnenmarkt, die
Wirtschafts- und Waehrungsunion zur politischen Union, die Befreiung und
Demokratisierung Ost- und Suedosteuropas bestimmen auch die Ziele und
Schwerpunkte der Hochschulpolitik in den naechsten Jahren.  Die
Wiederherstellung freiheitlicher Hochschulverfassungen und die inhaltliche
Erneuerung der Hochschulen in den neuen Laendern sind eine wesentliche
Voraussetzung dafuer, dass beide Teile Deutschlands zu einer geistigen und
kulturellen Einheit zusammenfinden und sich gleiche Entwicklungschancen im
Bildungsbereich entwickeln koennen. Zugleich gilt es, Studiengaenge und
Studienanhalte unter dem Aspekt der Europaeischen Einigung zu
ueberpruefen, Staerken und Schwaechen der Forschung im Vergleich der
Hochschulen weltweit zu analysieren und die notwendigen Strategien fuer
den sich verschaerfenden Wettbewerb zu entwerfen. Nicht zuletzt obliegt
Staat und Hochschulen die Pflicht, die Laender in Suedost- und Osteuropa
beim Wiederaufbau ihrer Bildungseinrichtungen zu beraten und zu
unterstuetzen.

Die dafuer notwendigen Schritte zu entwickeln, Qualitaet von Forschung und
wissenschaftlicher Lehre im geeinten Deutschland zu sichern und zu
verbessern, sind zentrale Aufgaben von Laendern, Bund und Hochschulen im
Rahmen ihrer jeweiligen Kompetenzen. Isolierte

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Bestandsaufnahmen, ein Neu- oder Umbau der Hochschulen und
Forschungseinrichtungen in einem Teil der Bundesrepublik losgeloest von
den Strukturen, Staerken, Schwaechen und Entwicklungen der entsprechenden
Einrichtungen im anderen Teil werden gesamtstaatlichen Zielen nicht
gerecht. Vielmehr ist eine neue, die Gesamtperspektive umfassende
Entwicklungsplanung erforderlich, die angesichts der Erfahrungen der
letzten Jahre und im Hinblick auf die in einer gesonderten Stellungnahme
der HRK skizzierten Entwicklungen in Europa flexibel und
fortschreibungsfaehig angelegt sein muss.

Dafuer sprechen auch die neuesten Prognosen fuer den Hochschulbereich. So
werden sich entgegen frueheren Annahmen die Studienanfaengerzahlen in den
naechsten beiden Jahrzehnten bei etwa 300.000 pro Jahr einpendeln. Die
Zahl der Studierenden wird nicht unter 1,5 Millionen fallen und bis zum
Jahre 2010 wieder ueber 1,8 Millionen ansteigen, denn:

- in den alten Bundeslaendern wird die Studienberechtigtenquote (Anteil
der Schulabsolventen mit Studienberechtigung an der Gesamtzahl der
Schulabsolventen eines Altersjahrganges) von derzeit 34% auf ueber 40%
(erstmals 1999) steigen,

- der Anteil der Studienanfaenger am Altersjahrgang (Durchschnittsjahrgang
der 19- bis unter 21jaehrigen Bevoelkerung) wird von derzeit 31 % auf ca.
34% steigen,
 in den neuen Laendern wird die Studienberechtigtenquote von der-

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zeit 26% bis zum Jahre 2000 auf 35% ansteigen, der Anteil

- der Studienanfaenger am Altersjahrgang in den neuen Laendern, der
derzeit bei 13% liegt, wird sich in etwa verdoppeln, wenn die
Studienberechtigtenquote wie oben beschrieben und die Uebergangsquote von
derzeit 52% auf 75% bis zum Jahre 2000 ansteigt. 1)

Damit haben sich die Annahmen zur Hochschulentwicklung als falsch
erwiesen, die - orientiert allein an der demographischen Entwicklung seit
Mitte der 70er Jahre von einem zeitweiligen "Studentenberg" und dessen
"Untertunnelung" ausgehen. Die Ueberlast, die voruebergehend zur Sicherung
der Bildungs- und Ausbildungschancen der jungen Generation von den
Hochschulen getragen werden sollte, wird zur Dauerbelastung und entwickelt
systemdeformierende, dysfunktionale Wirkungen.

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat sich deshalb auf ihrer
Plenarversammlung am 4.11.1991 nicht mehr in der Lage gesehen, den
"Oeffnungsbeschluss" aus dem Jahre 1977 weiter mitzutragen.

Die individuelle Studierneigung wird auch langfristig nicht abnehmen,
sondern eher wachsen. Diese Tendenz wird durch die steigende

-------------------------------
1) KMK-Prognose vom Januar 1991

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Nachfrage des Arbeitsmarktes nach Arbeitskraeften, die eine hoehere
Qualifikation aufweisen, befoerdert. Schon 1987 waren 10,3% der 27,1
Millionen Arbeitnehmer in den alten Bundeslaendern Hochschulabsolventen
(1985: 8,5%). Etwa zwei Drittel davon besassen einen Universitaets-, ein
Drittel einen Fachhochschulabschluss. Darunter stellten die Ingenieure mit
rund 530.000 Personen die groesste Berufsgruppe dar. In ihren Reihen
ueberwiegen die Fachhochschulabsolventen.

Es ist davon auszugehen, dass bis zum Jahre 2010 der Anteil der
Universitaetsabsolventen an den Berufstaetigen um 80% auf etwa 3,2
Millionen - das sind knapp 12% der Beschaeftigten - und der Anteil der
Fachhochschulabsolventen um 39% bis 55% auf 2,8 bis 3,1 Millionen - das
sind rund 10% der Beschaeftigten - ansteigen wird. 1) Tendenziell werden
sich auch in den neuen Bundeslaendern - wenn auch mit einer laengeren
Uebergangszeit - die Vehaeltnisse auf dem Arbeitsmarkt diesem fuer die
alten Laender prognostizierten Trend anschliessen.

Unabhaengig von kurzfristigen Schwankungen des Arbeitsmarktes besteht
nicht nur ein unumkehrbarer nationaler wie internationaler Trend zu einem
immer groesser werdenden Anteil wissenschaftlich

--------------------------------------------------------------------
1) Tessaring: Tendenzen des
zum Jahre 2010, Implikationen der IAB/Prognosprojektion 1989 fuer die
Qualifikationsstruktur der Arbeitsplaetze in Westdeutschland in:
Mitteilung aus der Arbeits- und Berufsforschung, 24.Jg. 1991, Verl.
Kohlhammer

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ausgebildeten Personals in allen Bereichen der Arbeitswelt, sondern auch
ein wachsender Bedarf an Facharbeitern. Nach Prognosen des Nuernberger
Instituts fuer Arbeits- und Berufsforschung werden im Jahre 2010
mindestens 160.000 Facharbeiter mehr als die derzeit 6,13 Millionen
Beschaeftigten benoetigt Dabei bleibt unberuecksichtigt, dass schon jetzt
rund 10% aller Facharbeiterstellen mit Nichtfachkraeften besetzt sind,
also der Bedarf an Spezialisten in diesem Bereich tatsaechlich weitaus
hoeher ist.
Zur Loesung der Probleme bedarf es einer Grundsatzdiskussion ueber Umfang,
Struktur und Inhalt des Bildungs-, Ausbildungs- und Forschungsbereiches.
Sie muss zu Entscheidungen ueber die Eckwerte der zukuenftigen Hochschul-,
Schul- und Berufsbildungspolitik fuehren.

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II. Aktuelle Situation der Hochschulen

Im Jahre 1991 haben sich ca. 302.000 Studienanfaenger an den Hochschulen
in der Bundesrepublik Deutschland (ohne Verwaltungsfachhochschulen) und
damit etwa 30.000 mehr eingeschrieben, als in der Prognose der
Kultusministerkonferenz vom Januar 1991 als Obergrenze vorausgesagt wurde.
Die Zahl der an den deutschen Hochschulen eingeschriebenen Studierenden
ist im Wintersemester 1991/92 auf den neuen Hoechststand von 1,78
Millionen gestiegen.
Im einzelnen ergibt sich folgendes Bild, bei dem die Entwicklung in der
Medizin wegen ihrer im Hinblick auf die Finanzierung wie auch durch den
Numerus clausus bestimmten Sondersituation jeweils gesondert ausgewiesen
wird:
1. Die Zahl der Studierenden an den Hochschulen in den alten
Bundeslaendern betraegt rund 1,63 Millionen (ohne
Verwaltungsfachhochschulen). An Universitaeten sind etwa 1,14 Millionen,
einschliesslich der Humanmedizin 1,24 Millionen Studierende
eingeschrieben. An Fachhochschulen sind es rund 350.000, an Kunst-, Musik-
und sonstigen Hochschulen rund 40.000 Studierende. Die gegenwaertige Zahl
der Studierenden uebersteigt jene aus dem Jahr des Oeffnungsbeschlusses
(1977) 1) damit um mehr als 75% 2). Die Studienanfaengerzahl (l.
Hochschulsemester) lag

---------------------------------------
1) 848.700     ohne Medizin, 913.000 mit Medizin
2) 78 % Medizin; 75,9 Medizin

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Im Jahre 1991 ueber 270.000. Davon hatten sich ueber 193.000 an
Universitaeten, darunter rund 12.000 in der Medizin, 5.000 an Kunst- und
sonstigen Hochschulen und ueber 72.000 an Fachhochschulen eingeschrieben.
Sie lag damit ohne Medizin um rund 70%, mit Medizin um 65% ueber der Zahl
des Jahres 1977 (vgl. Tabelle 1).
Demgegenueber ist die Personalausstattung an den Hochschulen ohne Klinika
- fast unveraendert geblieben. Die Zahl der Stellen fuer
wissenschaftliches Personal in den Landeshaushaltsplaenen ist von 54.000
im Jahre 1977 auf 54.300 an Universitaeten, Gesamt-, Kunst- und
Musikhochschulen und von 8.800 auf 9.500 an Fachhochschulen im Jahre 1989
gestiegen (vgl. Tabelle 2).
Das durchschnittliche, ueber alle Faecher - die Medizin ausgenommen -
ermittelte Verhaeltnis von Lehrenden zu Studierenden hat sich von 1977 bis
1990 an Universitaeten von 1:12,5 auf 1:20,5 - die Medizin einbezogen von
1: 1 1 auf 1: 16 - und an Fachhochschulen von 1:18 auf 1:37
verschlechtere) Wenn man entsprechend den Empfehlungen des
Wissenschaftsrates zu den Perspektiven der Hochschulen in den 90er Jahren
nur die Zahl der Studierenden an Universitaeten im vierten bzw. an
Fachhochschu-

-------------------------------------------------------
Vgl. BMBW. Grund- u. Strukturdaten, 1991192, S. 218 ff.

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len im dritten Studienjahr heranzieht (vgl. Tabelle 3), um bei der
Berechnung der Lehrbelastung die statistischen Verzerrungen durch
Langzeitstudierende und Studienabbrecher zu eliminieren, haben sich die
Betreuungsrelationen seit 1975 an Universitaeten um 40%') und an
Fachhochschulen um ueber 70% verschlechtert (vgl. Tabelle 4).

Auch die raeumliche Auslassung der Hochschulen liegt weit ueber 1000 % -
die Zahl der flaechenbezogenen Studienplaetze ohne Medizin betraegt
7555.000, naemlich an Universitaeten und gleichgestellten Hochschulen
593.000, an Fachhochschulen 144.000 und an Kunst- und Musikhochschulen
18.000. Hinzu kommen schaetzungsweise 66.000 Studienplaetze in der
Medizin.

Zieht man fuer die Berechnung der raeumlichen Auslassung nicht die
Gesamtstudierendenzahl heran, sondern nach der Formel des
Wissenschaftsrats lediglich die Studierenden innerhalb der
Regelstudienzeit, so ergibt sich fuer das Wintersemester 90/91 eine
Auslastung der Universitaeten von 155% ohne bzw. 150 % mit Medizin und der
Fachhochschulen von 160%. Dabei werden als durchschnittliche
Regelstudienzeiten fuer die Universitaeten 5, fuer die Fachhochschulen 3,5
Jahre zugrundegelegt. 2)

-----------------------------------------------------------
1) Hier kam der Medizinanteil nicht herausgerechnet werden.

2)Vgl. WissR, Empfehlungen zum 21. Rahmenplan fuer den Hochschulbau, 1992-
1995, Rd. 1,
  S.14-18

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Nicht weniger kritisch hat sich die Situation der Hochschulforschung
entwickelt Gegenueber 17,4% im Jahre 1978 betrug im Jahre 1990 ihr Anteil
am gesamten Forschungsbudget in der Bundesrepublik, das sich auf etwa 66
Milliarden DM belief, 13,6%, also ca. 8 Mrd. DM (Wirtschaft 71%,
ausseruniversitaere oeffentliche Forschungseinrichtungen. 12,6%,
internationale Forschungseinrichtungen 2,8%). Waehrend sich die Ausgaben
fuer die Industrieforschung seit 1979 nominal mehr als verdoppelt haben
1), sind die Etats der Grossforschungseinrichtungen um nominal 45%, die
der Max-Planck-Institute um nominal 65% gestiegen 2). Die den Hochschulen
zugewiesenen Sachmittel tragen deren besonderer Belastung nicht Rechnung,
was zu einer realen Stagnation und zu einem stetigen Sinken des
Forschungsanteils der Hochschulen am gesamten Forschungsvolumen gefuehrt
hat. 3)
Die Grundausstattung der Hochschulen fuer die Forschung ist in
personeller, raeumlicher und apparativer Hinsicht nicht mehr ausreichend.
Es fehlen Raeume und Geraete, Werkstaetten reichen nicht aus,
Kommunikationsnetze sind nicht hinreichend leistungsfaehig. Bibliotheken
koennen die neu erschienene Literatur

----------------------------------------------------------------
Vgl. Faktenbericht 1990 zum Bundesbericht Forschung 1988, S.340,
2)   Vgl. dito S. 279 ff

3)   Vgl. Wissenschaftsrat, Empfehlungen zur Zusamrnenarbeit von
Grossforschungseinrchtungen und Hochschulen, Koeln 1991, S.29

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fuer Forschung und Lehre mangels Mitteln nicht im gebotenen Umfang
erwerben. Die Lage wird bis zur Gefahr aufsichtsbehoerdlichen
Einschreitens dadurch verschaerft, dass z.T. erhebliche Mittel fehlen, die
fuer die Erfuellung neuer gesetzlicher und anderer rechtlicher Auflagen,
z.B. in verschiedenen Sicherheitsbereichen (GefahrstoffVO etc.) notwendig
sind. Der erhebliche Bedarf an Reinvestitionsmitteln, der infolge der
ueberalterten raeumlichen und sachlichen Ausstattung besteht, wird bei
weitem nicht gedeckt.

Infolge dessen stehen die Hochschulen seit geraumer Zeit u.a. vor
zunehmenden Schwierigkeiten bei der Besetzung von Professorenstellen.
Dabei Lassen nicht nur finanzielle Aspekte dem wissenschaftlichen
Nachwuchs eine Hochschullehrerlaufbahn im Vergleich zur Berufstaetigkeit
ausserhalb der Hochschulen unattraktiv erscheinen. Angesichts der hohen
Studierendenzahlen bei praktisch unveraenderter Personalausstattung der
Hochschulen sind die Anforderungen des Einsatzes in der Lehre so hoch
geworden, dass sich gerade die verantwortungsbewussten
Nachwuchswissenschaftler in der Lehre aufreiben und darueber die
persoenliche wissenschaftliche Qualifikation in der Forschung zu kurz
kommt oder diese Qualifikation zu lange dauert

Fuer die anstehenden Neuberufungen - etwa 75% des Lehrkoerpers scheiden in
den naechsten 15 Jahren altersbedingt aus - fehlen

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vielfach die notwendigen Investitionsmittel.
Die Hochschulen haben durch Erwerbung von Drittmitteln die Folgen dieser
Unterfinanzierung zwar mildern, nicht aber kompensieren koennen. Sie haben
ihr Drittmittelvolumen im Zeitraum 1970 bis 1985 nominal von 650,6 Mill.
DM auf 2,1 Milliarden DM gesteigert, also mehr als verdreifacht Die Zahl
des aus Drittmitteln finanzierten wissenschaftlichen Personals stieg von
etwa 9.300 im Jahre 1980 auf 19.262 im Jahre 1988. Rund 2/3 der Mittel
stammen aus der oeffentlichen Forschungsfoerderung, vor allem von der DFG.
Allerdings reicht die Ausstattung der DFG bei weitem nicht aus, um die
Forschungsantraege aus den Hochschulen angemessen zu foerdern. Dies wird
durch die auf unter 45% gesunkene Bewilligungsquote im Normal- und
Schwerpunktverfahren belegt. Auch die Forschungsfoerderung durch das BMFT
wurde 1990 gegenueber 1989 um 40 Millionen DM zurueckgenommen und soll
fuer die Zukunft auf diesem Stand (nominal 700 Millionen DM) eingefroren
werden. Die Einwerbung von Drittmitteln ist regelmaessig mit einer
zusaetzlichen Belastung der Grundausstattung verbunden. Die Defizite in
der Grundausstattung der Hochschulen machen es schwierig, die
Drittmitteleinwerbung auch kuenftig auf der bisherigen Hoehe zu halten
oder sie gar weiter zu steigern.
Hinzu kommt die sich gegenwaertig durch die Vorschlaege der

Ende von Seite 16


EG-Kommission in ihrem Memorandum zur Hochschulausbildung verstaerkende
Gefahr zunehmender Uebertragung von Forschungsfoerderungsmitteln und
Kompetenzen auf Organe oder Einrichtungen der Europaeischen Gemeinschaft.
Dies kann zu weiteren Defiziten in der nationalen Hochschulfinanzierung
fuehren. Ausserdem sind in der Europaeischen Gemeinschaft im Bereich der
Forschungsfoerderung Verfahren und Entscheidungen derzeit nicht
gewaehrleistet, wie sie mit dem bewaehrten und erfolgreichen System der
Selbstverwaltung der Wissenschaft in Deutschland vor allem in der DFG
verwirklicht sind.

Der Anteil der Nettoausgaben fuer die Hochschulen am Bruttosozialprodukt
1) ist von 1,32% im Jahre 1975 auf 0,99% im Jahre 1989 gesunken.

-------------------------------------------------------------------------
1) Mit dem Wissenschaftsrat ist darunter der Anteil der oeffentlichen
Ausgaben fuer die Hochschulen und ihre Mitglieder am Bruttosozialprodukt
zu verstehen Dabei handelt es sich um die Nettoausgaben abzueglich der
Verwaltungs- und Klinikeinnahmen einschl. der Ausgaben fuer BAFoeg,
Graduiertenfoerderung.

Von KMK und FMK wird mit den Nettoausgaben fuer Wissenschaft, Forschung
und Entwicklung insgesamt durch Bund, Laender und Gemeinden gerechnet Der
Begriff der Nettoausgaben beinhaltet hier zusaetzlich den
Studentenwohnheimbau und die gemeinsame Forschungsfoerderung.
Diese Rechnung ergibt Anteilsswerte von 1,76 % (1977) und 1,55 % (1990) am
BSP.
Andere wiederum errechnen a) den Anteil der Hochschulausgaben an den
oeffentlichen Gesamtausgaben und b) am BSP. Dabei sind weder die Ausgaben
fuer die Mitglieder der Hochschulen (also BAFoeG und GraFoeG) erfasst noch
die gemeinsamen Forschungsfoerderung. Dies ergibt Anteilswerte von a) 2,6
(1975) und 2,2 % (1990) der oeffentlichen Gesamtausgaben und b) 0,9 (1975)
und 0,7 % (1990) des BSP.

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2. An den Hochschulen in den neuen Laendern haben sich zum Wintersemester
1991/92 rund 36.700 Studienanfaenger immatrikuliert. Insgesamt studieren
rund 136.000 Studenten an den Hochschulen der neuen Laender. Berechnungen
ueber die Zahl der Studienplaetze nach Flaechenrichtwerten werden erst zum
Jahresende vorliegen.

Die notwendige Umstrukturierung und Erneuerung der Hochschulen wird
erschwert durch Finanzrestriktionen. Die Personalausstattung wird
teilweise bis auf 40% des Stellenbestands von 1991 reduziert. Die damit
verbundenen beruflichen und finanziellen Unsicherheiten, fehlende
Haushalts- und Ausstattungsplaene, die unzureichende Grundausstattung,
ungeklaerte Eigentumsfragen und die schleppende Realisierung dringend
erforderlicher Bausanierungen und Neubauten gefaehrden die
Funktionsfaehigkeit der Hochschulen und den Wiederaufbau von Faechern. Sie
fuehren schon jetzt zur Abwanderung insbesondere juengerer qualifizierter
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie von Studierenden.

Die mangelhafte Finanzausstattung der neuen Laender hat dort zur
Errichtung einer grossen Zahl unter Bundesbeteiligung finanzierter
ausseruniversitaerer Forschungseinrichtungen gefuehrt, obwohl das
urspruengliche Ziel der vorn Wissenschaftsrat durchgefuehrten Evaluation
der Akademien der Wissenschaften, des Bau-

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wesens und der Landwirtschaftswissenschaften der ehemaligen DDR die
Staerkung der Hochschulforschung war. Die Zahl der Blaue-Liste Institute
steigt dadurch in Deutschland um 75%, die Zahl des dort taetigen Personals
um 90%. Dies fuehrt zu grundlegenden Strukturveraenderungen mit
langfristigen Auswirkungen und darf deshalb nur eine - aus der Not
geborene - Uebergangsloesung sein. Der groesste Teil dieser Institute
sollte so schnell wie moeglich unter entsprechender Erhoehung des
Haushaltes in die Hochschulen integriert werden. Diese Integration sollte
schon jetzt durch Kooperationen zwischen Hochschulen und Instituten
vorbereitet werden, denen jedoch Strukturentscheidungen fuer Hochschulen
und Forschungseinrichtungen in den Laendern vorausgehen muessen.

Zu Lage und Perspektiven der Hochschulen in den neuen Bundeslaendern wird
auf die Empfehlungen und Stellungnahmen der HRK und des Wissenschaftsrates
sowie das Hochschulerneuerungsprogramm von Bund und Laendern verwiesen.

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III. Qualitative Anforderungen und Struktur des Hochschulbereichs

1. Die staatlichen Hochschulen sind Grundpfeiler fuer die
wissenschaftliche, kulturelle, technische und wirtschaftliche Entwicklung
in der Bundesrepublik Deutschland. Aus ihnen geht das im internationalen
Wettbewerb dringend benoetigte Wissen und entsprechend (aus-) gebildete
Personal als entscheidende Voraussetzungen fuer die Prosperitaet von
Gesellschaft und Wirtschaft hervor.

Die staatlichen Hochschulen nehmen ihrem Profil entsprechend
unterschiedliche Aufgaben in Lehre und Studium, Forschung und Entwicklung
wahr.

Die staatlichen Hochschulen muessen differenzierte Bildungs- und
Ausbildungsangebote zur Verfuegung stellen, die den

- unterschiedlichen Faehigkeiten und Interessen der jungen Menschen,

- unterschiedlichen Beduerfnissen der Wissenschaft und

- unterschiedlichen Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt
entsprechen.

Die Ausbildungswege innerhalb und ausserhalb der Hochschulen muessen so
angelegt sein, dass ein Wechsel nach Abschluss bestimmter Phasen und nach
Erwerb entsprechender Qualifikatio-

Ende von Seite 21


nen auch innerhalb Europas moeglich ist. Die Studiengaenge sind

so zu gestalten, dass Moeglichkeiten zum Erwerb berufsqualifizierender
Studienabschluesse - auch im Vergleich mit auslaendischen
Ausbildungssystemen - fruehzeitig eroeffnet werden.

2. Schon im Beschluss "Die Zukunft der Hochschulen" vom 4.Juli 1988 hat
das Plenum der Westdeutschen Rektorenkonferenz festgestellt, dass ein
"eindimensionales Hochschulkonzept" an den Erfordernissen eines modernen
Wissenschaftssystems vorbei gehe. Es hat deshalb das bestehende
Hochschulsystem, in dem unterschiedliche, aber gleichwertige
Hochschularten mit jeweils eigenstaendigen Profilen die unterschiedlichen
Anforderungen in Forschung, Lehre und Studium in Aufgaben- und
Arbeitsteilung erfuellen, als notwendig angesehen. 1)

Die HRK haelt an dieser Auffassung fest Die dem Gebot der Diversifikation
Rechnung tragende Differenzierung des Hochschulsystems, insbesondere
zwischen Universitaeten und Fachhochschulen, hat sich bewaehrt. Dieses
System der gleichwertigen, aber unterschiedlichen Hochschularten sollte
deshalb beibehalten, seine profilierenden Konturen sollten aber noch mehr
ausgepraegt werden. Dabei sind folgende Grundsaetze zu beachten:

--------------------------------------------------------------------
Vgl. WRK, Die Zukunft der Hochschulen, Dokumente zur Hochschulreform
63/1988,
Bonn, Juli 1988, S. 40

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a) Die Einheit der Wissenschaft, die Vielfalt der Disziplinen, die
Freiheit, Einheit und Gleichrangigkeit von Forschung und Lehre, der
Auftrag zur Heranbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie die
Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden sind auch zukuenftig praegende
Strukturelemente der Universitaet.

Die Universitaeten waren immer auch Einrichtungen der Berufsvorbereitung.
Im Laufe der Bildungsexpansion der letzten zwanzig Jahre ist der auf diese
Funktion entfallende Anteil im Spektrum universitaerer Aufgaben erheblich
gestiegen. Bildung durch Einbeziehung in den Prozess der Wissenschaft ist
angesichts der Massenausbildung in den Universitaeten als Angebot der
Institution nur begrenzt moeglich. Viele Studierende streben eine berufs-
und karrierevorbereitende Ausbildung an. Diese Haltung entspricht einer
auf hohem Niveau stabilisierten und weiter zunehmenden Nachfrage des
Arbeitsmarktes nach den komplexen Anforderungen von Industrie, Handel und
Verwaltung Rechnung tragenden Qualifikationen.

Die universitaere Lehre muss auch im Bereich der Berufsvorbereitung
vorrangig theorieorientiert - i.S. von theoretischer Durchdringung
insbesondere der Grundlagen des Faches ausgerichtet sein.

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Es muss vom Selbstverstaendnis der Universitaet her moeglich bleiben, die
Verbindung von Forschung und Lehre zu verwirklichen. Die Universitaet hat
die Heranbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses zu gewaehrleisten. Sie
hat Forschung, insbesondere Grundlagenforschung, in Natur- und
Ingenieurwissenschaften auch angewandte Forschung, in international
konkurrenzfaehiger Qualitaet zu betreiben. Diese ist auch die Grundlage
fuer Wissens- und Technologietransfer zwischen Universitaet und
Gesellschaft Eine Umstrukturierung der Universitaet zur primaer
berufsorientierten Ausbildungsanstalt mit allenfalls subsidiaerem
Forschungsauftrag verfehlt damit das gegenwaertig und kuenftig massgebende
Selbstverstaendnis der Universitaet. Mit einer solchen Veraenderung wuerde
eine wesentliche Saeule des funktionsdifferenzierten Hochschulsystems
zerstoert
b) Die Fachhochschulen, deren Urspruenge ebenso wie die der Technischen
Hochschulen auf die Gewerbeschulen des 18. und 19. Jahrhunderts
zurueckgehen, wurden Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre gegruendet, um
auf die insgesamt steigende und nach differenzierten Ausbildungsprofilen
verlangende Ausbildungsnachfrage angemessen zu antworten.
Fachhochschulen haben einen hervorgehobenen Auftrag in der Lehre, deren
Anwendungs- gegenueber ihrer Theorie-

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orientierung besonders hervortritt
Berufspraktische Eingangsvoraussetzungen fuer die Studierenden,
integrierte praktische Studiensemester, mehrjaehrige verantwortliche
Berufspraxis als Voraussetzung fuer die Berufung der Professorinnen und
Professoren sind wesentliche Faktoren fuer den Anwendungsbezug von Lehre
und Studium an Fachhochschulen.
Die Praxisorientierung der Ausbildung setzt die Wahrnehmung von Aufgaben
in der anwendungsorientierten Forschung und im Wissens-/
Technologietransfer voraus. Angewandte Forschung, Entwicklung und
Wissenstransfer sind daher notwendige Aufgaben der Fachhochschulen, auch
wenn sie gegenueber den Aufgaben der Fachhochschulen in der Lehre
zuruecktreten.

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IV. Massnahmen zur Staerkung des Hochschulwesens


Zur Staerkung des differenzierten Hochschulwesens in Deutschland sind
strukturelle Reformen der Hochschulen und finanzielle Anstrengungen des
Staates erforderlich.


Die Sicherung und Wiederherstellung der Funktionsfaehigkeit der
Hochschulen sowie die Einrichtung neuer Faecher sind in ihrem Bedarf
nebeneinander zu sehen und duerfen nicht miteinander verrechnet werden.

Von dem Realisierungsgrad und dem Erfolg dieser Massnahmen wird es
abhaengen, ob eine weitere institutionelle Diversifikation des
Hochschulbereiches erforderlich ist.

1. Studienreform an Universitaeten

a. Fuer die universitaere, auf Forschung aufgebaute Lehre ist es
erforderlich, dass der Universitaetslehrer Forschungserfahrung hat Die
Bewaehrung in der Forschung soll auch zukuenftig Voraussetzung fuer seine
Lehrtaetigkeit sein. Dabei erscheint es sinnvoll, im Sinne hoeherer
Flexibilitaet der Institution die Moeglichkeit zu individueller, in ihrer
zeitlichen Folge unterschiedlicher Schwerpunktsetzung in Forschung und
Lehre zu eroeffnen und dafuer ggf. Anreize zu geben.

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Angesichts der unveraendert hohen Nachfrage nach universitaerer Ausbildung
ist es unvertretbar, universitaere Ausbildung fuer einen kleinen Kreis der
Bevoelkerung zu reservieren. Die Universitaeten muessen deshalb auf die
dauerhafte Herausforderung der Ausbildung eines Drittels eines
Altersjahrganges mit einer Aenderung der Studienstruktur reagieren.
Hierbei ist vorrangig eine Aufteilung und Abstimmung zwischen
grundstaendigem Studium und wissenschaftlichern Aufbau- und
Vertiefungsstudium sowie berufsorientiertem Weiterbildungsstudium
erforderlich.
Ziel universitaerer Lehre sind berufsfaehige, mit Grundlagenwissen und
Methodenkenntnissen eines Faches ausgestattete Absolventinnen/en. Die
Anforderungen sind von Fach zu Fach unterschiedlich. Sie muessen dem
Umstand Rechnung tragen, dass die Halbwertzeit des vermittelten Wissens
staendig kleiner wird und die Notwendigkeit lebenslangen Lernens allgemein
anerkannt ist. Ist aber das grundstaendige Studium keine hinreichende
Ausruestung mehr fuer ein ganzes Berufsleben, so kann die universitaere
Berufsvorbereitung inhaltlich entlastet und zeitlich verkuerzt werden. Das
grundstaendige Studium ist inhaltlich so zu strukturieren und
organisatorisch so zu gestalten, dass es von durchschnittlich begabten
Studierenden in der Regelstudienzeit absolviert werden kann, die KMK und
HRK einvernehmlich in den Rah-

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menpruefungsordnungen fuer die einzelnen Faecher festgelegt haben bzw.
noch festlegen. Die Ausdifferenzierung in spezielle Studienrichtungen und
vertiefte Fachspezialitaet sollte im grundstaendigen Studium unter
Einschluss der Pruefungen, Abschlussarbeiten und Examina zurueckgenommen
werden. Mit dem Abbau der Pruefungsrelevanz von Spezialisierungen wird
Freiraum fuer die exemplarische Einbeziehung von Interessierten in die
Forschung zumindest im Hauptstudium geschaffen und selbstverantwortetes
Studieren, das nach wie vor ein Charakteristikum des universitaeren
Studiums ist, ermoeglicht.
In geeigneten Studiengaengen koennte die Strukturreform der Studieninhalte
auch zur Einfuehrung gestufter Abschluesse innerhalb der Regelstudienzeit
genutzt werden. Realisierung und Erfolg entsprechender Abschluesse haengen
davon ab, ob sie auf dem Arbeitsmarkt akzeptiert werden.
Dem Grundsatz der Diversifikation entsprechend darf die Reform des
Universitaetsstudiums aber nicht zu einer Kopie von
Fachhochschulstudiengaengen fuehren.
Wissenschaftliche Vertiefung und Spezialisierung kann in einem das Modell
des Graduiertenkollegs aufnehmenden, auf die Promotion gerichteten, an
eine besondere Zulassung gebundenen Aufbau- und Vertiefungsstudium
erfolgen. Hier

Ende von Seite 29


koennen die Gemeinschaft von den und Lernenden sowie die Einbeziehung der
Graduierten in den Prozess des Forschens, kann der Gedanke der Einheit der
Wissenschaften durch den Ausbau der Interdisziplinaritaet von Forschung
und Lehre verwirklicht werden. Hier ist die aktive Teilnahme aller
Studierenden an einer breiten theoretischen Durchdringung des jeweiligen
Faches sowie die Beschaeftigung mit vertiefenden Fragestellungen
unabdingbar.
Im uebrigen sollte die Spezialisierung als Herbeifuehrung der
Berufsfertigkeit - wie heute schon vielfach bewaehrt - der Praxis
ueberlassen bleiben. Den Universitaeten und Fachhochschulen obliegt es, in
einem Weiterbildungskonzept Angebote fuer diejenigen Berufstaetigen zu
entwickeln, die die in der Praxis erfolgte Spezialisierung
wissenschaftlich vertiefen, erweitern und erneuern wollen.
b. Die Erfolgsaussichten solcher inneren Strukturaenderungen haengen auch
von der Vorbildung der Studienbewerber ab. Sie muss ein Mindestmass an
Einheitlichkeit aufweisen. Die erforderliche allgemeine Grundbildung
sollte - entsprechend der gemeinsamen Stellungnahme von WRK und KMK zur
"Neugestaltung der gymnasialen Oberstufe und allgemeinen
Studierfaehigkeit" aus dem Jahre 1982 - durch den bis zum Abitur
kontinuierlichen Unterricht in den Faechern Deutsch,

Ende von Seite 30


mindestens einer Fremdsprache, Geschichte, Mathematik und mindestens einem
naturwissenschaftlichen Fach erfolgen. Die Laender sollten dafuer Sorge
tragen, dass durch die Abiturpruefungsverfahren ein Hoechstmass an
Gerechtigkeit bei der Verteilung von Bildungschancen erreicht wird.
Diese Massnahme wuerde die Frage nach dem Wert des Abiturs als nicht nur
notwendigem, sondern hinreichendem Qualifikationsnachweis fuer ein
Universitaetsstudium und die Forderung nach 'fachspezifischen
Hochschuleingangspruefungen' entschaerfen. Gleichwohl ist die HRK bereit,
sich an einer Optimierung der Abstimmung zwischen unterschiedlichen
Studienangebots- und Studiennachfrageprofilen zu beteiligen. In jedem
Falle sollten die innerhalb der rechtlichen Rahmenbedingungen schon
bestehenden Moeglichkeiten der Hochschulen, fachbezogene Auswahkriterien
fuer die Zulassungsentscheidung aufzustellen, staerker als bisher genutzt
werden.
c. Die HRK haelt es fuer notwendig, dass bei der Berechnung der
Ausbildungskapazitaeten der Universitaeten neben dem Betreuungsaufwand
fuer das grundstaendige Studium auch derjenige fuer die Vertiefungs- und
Weiterbildungsstudien angemessen beruecksichtigt wird. Ausserdem muessen
Hochschulen und staatliche Seite gemeinsam Massnahmen zur Reali-

Ende von Seite 31


sierung der Studienreform entwickeln und durchsetzen. Dazu zaehlen auch
den Wettbewerb steigernde Anreiz- und Sanktionsmechanismen.

2. Sicherung der Universitaetsforschung

Zur Staerkung der Universitaetsforschung wiederholt die HRK ihre
Forderungen,

- die Tendenz zur Ausgliederung von Forschung aus denHochschulen zu
stoppen und umzukehren,

- die seit Jahren ruecklaeufige Grundausstattung mit Geraeten und
Sachmitteln so zu verbessern, dass die Universitaeten im Wettbewerb um
Foerderungsmittel wieder konkurrenzfaehig werden oder - wo sie es noch
sind - bleiben,
- dem Trend der letzten Jahre Einhalt zu bieten, nach dem die
Wissenschaftsminister der Laender Stellen- und Sachmittel aus der
Grundausstattung der Hochschulen abziehen und in zentralen
Verfuegungsfonds zu ihrer eigenen Disposition und zur Steuerung der
Hochschulforschung akkumulieren,
- den Universitaeten genuegend eigene Mittel fuer freie, nicht
durch vorformulierte Programme thematisch festgelegte
Forschungsaktivitaeten zur Verfuegung zu stellen. 1)

---------------------
1) WRK, &.0, S. 41 ff.

Ende von Seite 32


Besonderes wichtig ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, mit denen die
Universitaeten in die Lage versetzt werden, gegen die Konkurrenz der
Industrie und ausseruniversitaerer Forschungseinrichtungen
hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler an den Universitaeten zu halten
oder ausgewiesene Wissenschaftler fuer Professorenstellen
zurueckzugewinnen. Insoweit sollte die im Bundesbesoldungsgesetz bisher
starr festgeschriebene Relation zwischen C4- und C3-Professorenstellen
flexibifisiert werden.

Fuer die Entwicklung der Universitaeten ist schliesslich wichtig, dass
ungeachtet des notwendigen Wettbewerbs die in den Bundeslaendern
fortbestehenden erheblichen Ausstattungsunterschiede abgebaut werden, um
Wettbewerbsfaehigkeit zu sichern. Derzeit ist vielfach zu beobachten, dass
nach Abschluss der HBFG-Finanzierung eine ausreichende Ausstattung neu
gegruendeter Hochschulen oder Hochschuleinrichtungen nach der ersten
Aufbauphase nicht erreicht wird, da die Landesmittel dazu zu knapp
bemessen sind.


3. Staerkung der Fachhochschulen

a. Der Anteil der Fachhochschulen an den insgesamt zur Verfuegungstehenden
flaechenbezogenen Studienplaetzen liegt zur Zeit bei

Ende von Seite 33


rund 17%. Der Anteil der Studienanfaenger an den nach dein HBFG
gefoerderten Fachhochschulen betraegt z.Zt. 26,3% 1) Beide Anteile sollten
spuerbar erhoeht werden. Dies entspraeche der Nachfrage seitens der
Studienbewerber, Studierenden und der Entwicklung des Arbeitsmarktes sowie
bildungs- und gesellschaftspolitischen Aspekten. Zudem koennten damit die
Universitaeten entlastet werden, weil viele Studienanfaenger, die z.Zt.
nur wegen des flaechendeckenden Numerus clausus an Fachhochschulen ein
Studium an Universitaeten aufnehmen, bei einer Ausweisung des
Studienangebots an Fachhochschulen dort ihr Wunschstudium beginnen
koennten. Erstrebenswert ist eine Aufteilung der Studienanfaenger auf
Universitaeten und Fachhochschulen etwa im Verhaeltnis 2 zu 1.
Beim Ausbau der Fachhochschulen ist zu beachten, dass sie bereits im Jahre
1988 zwei Drittel der Ingenieure und fast die Haelfte der Informatiker und
Betriebswirte ausbildeten. Deshalb ist eine Ausweitung ihres
traditionellen Faecherspektrums notwendig, wenn man den Ausbau der
Fachhochschulen im vorgeschlagenen Umfang, verbunden auch mit dem Ziel,
die Universitaeten zu entlasten, realisieren will.
Der Ausbau der Fachhochschulen im vorgeschlagenen Umfang

-------------------------------------------------------------------------
1) Wissenschaftsrat, Einpfehlungen zur Entwicklung der Fachhochschulen in
den 90er Jahren,
Koeln 1991, S. 68,69.

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wird allerdings - schon wegen der Vorlaufzeiten fuer Planung und
Realisierung der Bauten selbst bei den bestehenden Faechern - erst
mittelfristig realisierbar sein. Die Entwicklung neuer Studiengaenge setzt
- soll das Profil einer praxisorientierten Ausbildungsidee gewahrt werden
- nicht nur eine gruendliche Berufsfelderkundung, sondern auch die
Gewinnung des in einschlaegiger beruflicher Praxis erfahrenen
wissenschaftlichen Personals voraus.
Der Ausbau der Fachhochschulen darf daher nicht zum Anlass genommen
werden, von einem zuegigen Abbau der bestehenden raeumlichen und
personellen Ueberlast in allen Hochschularten durch zusaetzliche Mittel
Abstand zu nehmen. Andernfalls waere mit einer Verschaerfung des Numerus
clausus oder mit einem Kollaps der universitaeren und
Fachhochschulstudiengaenge zu rechnen. Zudem laesst sich der Zugang zu den
Einrichtungen des tertiaeren Bereiches nur ueber rechtlich an besondere
Voraussetzungen gebundene Zulassungsbeschraenkungen, im uebrigen nur ueber
Anreizsysteme steuern. Die Ausbauplanung fuer Universitaeten und
Fachhochschulen muss deshalb hinreichend flexibel gehalten werden, um auf
veraenderte Studiennachfrage reagieren zu koennen.
Die bauliche Errichtung zusaetzlicher Studienplaetze erfordert auch
zusaetzliche Personal- und Sachmittel. Von den zusaetzlich erforderlichen
Mitteln (vgl. S. 40) sollte deshalb der ueberwiegende Teil den
Fachhochschulen zur Verfuegung gestellt werden aller-

Ende von Seite 35


dings unter Beruecksichtigung der Belastungssituation und des
Ausbaustandes der Universitaeten und Fachhochschulen.

b. Der Ausbau der Fachhochschulen kann nur erfolgreich sein, wenn die
Gleichwertigkeit der andersartigen Fachhochschulausbildung mit der
Universitaetsausbildung nicht nur theoretisch anerkannt, sondern praktisch
realisiert wird. Insbesondere im oeffentlichen Dienst, bei dem die
Laufbahn noch immer eng an das absolvierte Hochschulstudium gekoppelt ist,
muessen die Berufsperspektiven der Absolventen und ihre Eingangsbesoldung
im oeffentlichen Dienst angeglichen werden.

Hierzu gehoert aber auch eine Reduzierung des Lehrdeputats der
Fachhochschulprofessoren. Um deren Taetigkeit attraktiver zu gestalten und
um hochqualifizierte Persoenlichkeiten, insbesondere aus der Wirtschaft,
fuer eine Taetigkeit an Fachhochschulen gewinnen zu koennen, sollte ein
neues Professorenamt an Fachhochschulen eingerichtet werden, wie z.B. C-3-
Stellen mit Verhandlungsspielraum.

Hervorragend qualifizierten Fachhochschulabsolventen soll die Zulassung
zur Promotion an einer Universitaet eroeffnet werden, ohne zuvor ein
universitaeres Diplom erwerben zu muessen; statt dessen ist in einem
Verfahren die Faehigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten, wie sie fuer
eine Promotion erforderlich ist, festzustellen. Dies und das
Promotionsverfahren liegen in der Verantwortung der "aufnehmenden"
Universitaet.

Ende von Seite 36


4. Hochschulausbau

a. 1975/76 haben Bund und Laender das Ausbauziel fuer den Hoch-
schulbereich auf 850.000 flaechenbezogene Studienplaetze (altes
Bundesgebiet) festgelegt. Zur Zeit sind rund 821.000 Studienplatze in den
alten Bundeslaendern vorhanden. 1989 haben die Regierungschefs von Bund
und Laendern ergaenzend beschlossen, den Fachhochschulbereich ueber die
bis dahin vorgesehenen 150.000 Studienplaetze um weitere 50.000
auszubauen. von diesen 50.000 Fachhochschulplaetzen sollen 30.000 in einem
Zeitraum von 5 bis 7 Jahren errichtet sein, doch legen Planungs- und
Baustand Zweifel an der zeitlichen Realisierbarkeit nahe. Planungen der
Laender Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig Holstein,
zusaetzliche Studienplaetze, insbesondere an Fachhochschulen zu schaffen,
sind nicht zu verallgemeinern. In anderen Bundeslaendern geht der Zuwachs
an Fachhochschulstudienplaetzen zu Lasten der Planungen fuer den
universitaeren Bereich.

Werden die Mittel fuer die Gemeinschaftsaufgabe Hochschulbau nicht
nachhaltig erhoeht, ist selbst das Erreichen des Ausbauziels von 850.000
flaechenbezogenen Studienplaetzen in den alten Laendern nicht gesichert
1). Dies gilt umso mehr, als in dennaechsten

------------------------------------------------------------------------
1) Wissenschaftsrat: Empfehlungen zum 22. Rahmenplan fuer den
Hochschulbau, 1993-1996, Allgemeiner Teil, Drs. 741/92, S.59f.

Ende von Seite 37


Jahren betraechtliche Mittel fuer die Sanierung aelterer Hochschulbauten
erforderlich sind.
b. Fuer die neuen Bundeslaender soll im Laufe des Jahres 1992 die
Bewertung des derzeitigen Flaechenbestandes abgeschlossen werden. Globale
und regionale Ausbauziele sind noch nicht hinreichend diskutiert Der
Wissenschaftsrat hat bisher lediglich den Aufbau des Fachhochschulsektors
auf 52.000 - 63.000 Studienplatze empfohlen (vgl. zu Ziff. 1. u. 2.
Tabelle 5)
c. Entwicklung und Prognose der Studienanfaenger- und
Gesamtstudierendenzahlen zeigen, dass selbst bei erfolgreicher
Studienzeitverkuerzung mittelfristig eine bundesweite Gesamtzahl nicht
unter 1,5 Millionen Studierenden zu erwarten ist Die bisherigen
flaechenbezogenen Ausbauziele sind deshalb deutlich nach oben anzuheben.

Flaechenbezogene Studienplaetze werden definiert als Flaechenbedarf, den
ein Vollzeitstudierender im Laufe seines Studiums benoetigt; darin sollen
anteilig auch Flaechen fuer Forschung enthalten sein. Geht man davon aus,
dass
- der Raumbedarf eines Studierenden nicht mit der Laenge der Verweilzeit
steigt,

- eine zunehmende Zahl von Studierenden ein veraendertes Studierverhalten
zeigt, das den Flaechenbedarf mindert, und


Ende von Seite 38

bei der Abschaetzung des Flaechenbedarfs Abbrecherquoten zu
beruecksichtigen sind,

so sind zur Deckung der augenblicklichen und zukuenftigen
Studienplatznachfrage mehr als 1 Millionen flaechenbezogene Studienplaetze
in den alten Bundeslaendern und mindestens 290.000 in den neuen Laendern,
zusammen rund 1,325 Millionen flaechenbezogene Studienplaetze in der
Bundesrepublik erforderlich.

Von diesen 1.325.000 - flaechenbezogenen - Studienplaetzen sollten rund
905.000 auf den universitaeren Bereich (einschl. Kunst-, Musik- und
gleichgestellten Hochschulen) entfallen. Dies wuerde im Ergebnis die
Realisierung der urspruenglichen Ausbauziele fuer die alten Laender und
eine Verdopplung bis Verdreifachung der universitaeren Studienplaetze in
den neuen Laendern bedeuten. Eine darueber hinausgehende Ausweitung des
universitaeren Bereiches stoesst auf strukturelle Grenzen.

Das vom Wissenschaftsrat fuer die Fachhochschulen genannte Ziel von
200.000 Studienplaetzen (nach Flaechenrichtwerten) fuer die alten
Bundeslaender erscheint zu niedrig. Vielmehr sind dort rund 320.000 und in
den neuen Bundeslaendern rund 100.000, zusammen also ca. 420.000
flaechenbezogene Fachhochschulstudienplaetze in der gesamten
Bundesrepublik erforderlich. Dies bedeutet eine Verdoppelung der bisher
bestehenden Fachhochschulstudienplaetze (vgl. Tabellen 5 u. 6).


Ende von Seite 39

d. Zum anderen ist eine Sanierung in personeller Hinsicht erforderlich.
Will man die Betreuungsrelationen von 1975/77 wiederherstellen, so waeren
etwa 30.000 zusaetzliche Stellen fuer Wissenschaftler (an Universitaeten
und Fachhochschulen) erforderlich, ausserdem zwischen 15.000 und 20.000
Stellen fuer technisches und Verwaltungspersonal, um den Betrieb der
Labors, die Oeffnung der Bibliotheken und die innere Verwaltung der
Hochschulen angemessen sicherzustellen. Dieser personelle Zuwachs kann nur
mittel- und langfristig realisiert werden. Ein angemessener Anteil muss
davon auf die Universitaeten entfallen. Kurzfristig sind die ueber
Sonderprogramme befristet zur Verfuegung gestellten Stellen und Mittel den
Hochschulen zu belassen. Der zusaetzliche Stellenbedarf sollte nach
Massgabe der Finanzkraft der Laender stufenweise in einem mehrjaehrigen
Programm verwirklicht werden; dies eroeffnet die Moeglichkeit einer
laufenden Ueberpruefung der Auslastungssitution und der Effizienz der
eingesetzten Mittel.

Soll das Ziel der Sanierung erreicht werden, darf dieser Personalzuwachs
nicht zu weiteren Kapazitaetserhoehungen fuhren. Ein wesentlicher Schritt,
dieser Gefahr dauerhaft zu begegnen, besteht darin, die bestehenden
Curricularnormwerte einzuhalten und dort, wo sie dem Ausbildungsinhalt
nicht gerecht werden, in der Umsetzung der von der
Hochschulrektorenkonferenz schon 1988 und 1989 vorgelegten und fachlich
unbestrittenen Empfeh-

Ende von Seite 40


lungen "Zur Notwendigkeit der Anhebung der Curricularnormwerte" anzuheben.
Auch die Empfehlungen des Wissenschaftsrates fuer die "Planung des
Personalbedarfs an Universitaeten' vom Juli 1990 fuehren unter
Zugrundelegung seines "Komponentenmodells" annaehernd zum gleichen
Ergebnis.

Die Realisierung eines solchen Ausbauprogramms von Universitaeten und
Fachhochschulen in baulicher und personeller Hinsicht in der gesamten
Bundesrepublik erfordert unter Anwendung der ueblichen Parameter
zusaetzliche staatliche Aufwendungen von jaehrlich ca. 9 Milliarden DM
(vgl. Tabelle 7). Mit einer derartigen Steigerung der Aufwendungen fuer
den Hochschulbereich waere wieder ein Anteil der Nettoausgaben fuer den
Hochschulbereich am Bruttosozialprodukt von 1,3% erreicht, wie er Mitte
der 70er Jahre gegeben war.

5. Hochschulorganisation

Die HRK hat sich in ihrer Empfehlung "Die Zukunft der Hochschulen" bereits
ausfuehrlich mit der Leistungsfaehigkeit hochschulinterner Arbeits- und
Entscheidungsstrukturen auseinandergesetzt. Sie hat u.a. eine staerkere
Professionalisierung der Fachbereichsleitung und -verwaltung und eine
starke Hochschulleitung gefordert, um die Hochschulen in die Lage zu
versetzen, ihre Autonomie nach aussen zu wahren und gleichzeitig die
Herausforderungen des Wettbewerbs zu mei-

Ende von Seite 41


stern. Ausserdem wurde eine Verbesserung der hochschuhlinternen
Steuerungsinstrumente mit Hilfe von Information und Transparenz ueber
Kosten und Nutzen, Aufwand und Ertrag (Leistungen) der Hochschule und
ihrer einzelnen Einheiten und schliesslich gefordert, die Zahl der
gruppengesteuerten Hochschulgremien auf das Notwendige zu begrenzen und
deren Beratungen und Entscheidungen auf grundsaetzliche Angelegenheiten zu
konzentrieren 1).
Die HRK ist nach wie vor bereit, sich an der Entwicklung von den
Anforderungen des Gross- und Wissenschaftsbetriebes Hochschule genuegenden
Organisationskonzepten und an deren Umsetzung zu beteiligen. Sie haelt es
fuer erforderlich, den rechtlichen Rahmen fuer die Gestaltung des
Organisationsrechts zu ueberdenken. Der Ueberpruefung bedarf auch, ob die
staatlichen Bewirtschaftungsvorschriften noch den komplexen Aufgaben der
Hochschulen gerecht werden. Schliesslich sind Instrumente zur internen und
externen Evaluation zu entwickeln und Finanzmittel fuer deren Anwendung
den Hochschulen zur Verfuegung zu stellen. Es mehren sich jedenfalls die
Stimmen auch aus dem Hochschulbereich, externe
Wirtschaftlichkeitskontrollen an Hochschulen durchfuehren zu lassen,
sofern gesichert ist, dass dabei Kriterien angewendet werden, die dem
besonderen Auftrag des Wissenschaftsbetriebs Rechnung tragen. Auch sollten
Hochschulen und Laender das Instrument externer Begutachtung zur
Effizienzsteigerung

-------------------------
l) WRK, a.a.O., S. 68 ff.

Ende von Seite 42


hochschulinterner Willensbildung staerker nutzen. Dies gilt insbesondere
fuer die durch den bevorstehenden Generationswechsel bei den Professoren
absehbaren Neustrukturierungen ganzer Fakultaeten und Fachbereiche. Die
Hochschulrektorenkonferenz wird zur Effizienzsteigerung der
Hochschulorganisation gesonderte Empfehlungen vorlegen.

Ende von Seite 43


V. Duale Berufsausbildung

Bei der Eroerterung der Grundsatzfragen ueber Dimension und Struktur des
Hochschulbereiches ist zu beachten, dass 1991 allein in den alten
Bundeslaendern 128.500 Lehrstellen in Industrie und Handwerk unbesetzt
blieben. Im Gegensatz zu 1977 und den folgenden Jahren gibt es eine - auch
volkswirtschaftlich sinnvolle - Alternative zum Hochschulstudium. Diese
muss allerdings in ihrer Attraktivitaet gestaerkt werden, um zu
verhindern, dass weiterhin wie derzeit mehr als 25 % ihre Ausbildung
abbrechen. Diese Attraktivitaetssteigerung ist vorrangig Aufgabe der
Traeger der beruflichen Bildung.

Ein Beitrag dazu koennte moeglicherweise durch eine Ansiedlung zumindest
von Teilen des dualen Ausbilddungssystems im tertiaeren Bereich oder mit
einer besseren Abstimmung beider geleistet werden. Damit koennte das
bewaehrte duale Ausbildungssystem weiterentwickelt worden, aendern die
berufliche, von der Wirtschaft getragene Ausbildung mit einer
theoretischen Qualifikation verknuepft wuerde, die ueber dem Niveau der
beruflichen Schulen liegt und den stetig auch in diesen Berufsfeldern
steigenden Anforderungen genuegt Ansaetze hierfuer sind mit den
Ausbildungsangeboten der Berufsakademien, aber auch mit den Fachschulen in
der ehemaligen DDR vorhanden. Auch die inzwischen erfolgreich erprobten
berufsintegrierten Studienmoeglichkeiten an Fachhochschulen koennen
indirekt die Attraktivitaet eines zunaechst in

Ende von Seite 45


das duale System fuehrenden Ausbildungswegs steigern. Daraus duerfen keine
neuen Abschluesse im Hochschulbereich erwachsen. Auch koennen keine
Abstriche an der Qualitaet der Hochschulabschluesse hingenommen werden.

Flankierend muesste das Sozialprestige der Ausbildungsgaenge im dualen
System erhoeht werden. Hierzu ist es zunaechst erforderlich, dass die
Unternehmen ihre Personalpolitik darauf ausrichten, leistungsfaehigen
Absolventen des dualen Systems attraktive Berufsperspektiven und bessere
Karriere- und Einkommenschancen anzubieten. Bildungs- und
Ausbildungsgaenge sollten so gestaltet werden, dass sie nicht zu
"Einbahnstrassen" und 'Sackgassen' werden, sondern ihren Absolventen bei
Nachweis entsprechender Qualifikationen die Moeglichkeit zum Einstieg in
weiterfuehrende und hoeherwertige Bildungswege bieten.
Dazu kann unter Umstaenden auch ein Hochschulstudium dienen. Die HRK
spricht sich dafuer aus, qualifizierten Berufstaetigen den fachbezogenen
Zugang zu einem Hochschulstudium zu ermoeglichen, weist jedoch
gleichzeitig daraufhin, dass die Hochschule nicht die Studierfaehigkeit
vermitteln kann. Diese muss ausserhalb der Hochschule erworben und in
einer Hochschuleingangspruefung nachgewiesen werden. Dazu hat die HRK eine
separate Empfehlung vorgelegt.

Ende von Seite 46


Anhang
Studienanfaenger
Tabelle 1 a
Prozentuale Entwicklung der Zahl der Studienanfaenger (l.
Hochschulsemester)im Zeitraum 1965-1990

Entwicklung in absoluten Zahlen
-----------------------------------------
     |          |Universit./|FH (o. Verw.
Jahr |Insgesamt |KunstHS    |interne)
-----+----------+-----------+------------
1965 |  85.700  |   63.800  | 21.900
1970 | 125.500  |   95.000  | 30.500
1975 | 165.100  |  122.700  | 42.400
1976 | 165.100  |  121.600  | 43.500
1977 | 161.800  |  120.900  | 40.900
1978 | 168.400  |  128.800  | 39.600
1979 | 170.000  |  128.200  | 41.800
1980 | 183.500  |  138.700  | 44.800
1981 | 205.500  |  154.500  | 51.000
1982 | 214.500  |  158.300  | 56.200
1983 | 223.200  |  163.000  | 60.200
1984 | 212.200  |  154.400  | 57.800
1985 | 197.600  |  144.300  | 53.300
1986 | 200.400  |  145.400  | 55.000
1987 | 218.200  |  158.400  | 59.800
1988 | 234.600  |  172.800  | 61.800
1989 | 240.600  |  174.800  | 65.800
1990 | 265.500  |  198.000  | 67.500
-----------------------------------------
1991 | 291.500  |  219.500  | 71.900
     |----------+-----------+-----------------------
     | 254.500  |  186.200  | 68.200|(Alte Bundesl.)
     | 37.000   |   33.300  |  3.700|(Neue, Bndesl.)
----------------------------------------------------

Quelle: BMBW; Grund- und Struktrdaten l991/92, S. 140

Ende von Seite 47


Studienanfaenger Tabelle 1 b
Prozentuale Entwicklung der Zahl der Studienanfaenger (l. Hochschsemester)
im Zeitraum 1965 - 1990

---------------------------------------
Jahr |    Index Basisjahr 1977 100
     |         |Universit./| FH (o.Verw.
     |insgesamt|KunstHS    | interne)
-----+---------+-----------+------------
1965 |  53     |     53    |   53,5
1970 |  77,6   |     79    |   74,6
1975 |  102    |    101    |   103,7
1976 |  102    |    101    |   106,4
1977 |  100    |    100    |   100
1978 |  104,1  |    107    |    96,8
1979 |  105,1  |    106    |   102,2
1980 |  113,4  |    115    |   109,5
1981 |  127    |    128    |   124,7
1982 |  132,6  |    131    |   137,4
1983 |  137,9  |    135    |   147,2
1984 |  131,1  |    128    |   141,3
1985 |  122,1  |    119    |   130,3
1986 |  123,9  |    120    |   134,5
1987 |  134,8  |    131    |   146,2
1988 |  145    |    143    |   151,1
1989 |  148,7  |    145    |   160,9
1990 |  165    |    164    |   165
-----+---------+-----------+------------------------
1991 |         |           |         |
     |  157,3  |    154    |   166,7 |(Alte Bundesl.)
     |         |           |         |(Neue Bundesl.)
----------------------------------------------------

Quelle:  BMBW;  Gnmd-  und   Strukturdaten   1991/92,   S.   140

Ende von Seite 48


Tabelle 2 a

Personalstellen

Entwicklung der Zahl der Stellen fuer wissenschaftliches Personal an
Hochschulen im Zeitraum 1965 - 1990


---------------------------------------------------------
Jahr |Unis Kunst HS u. FH| Unis incl.|  FH   | HS-Klinika
     |(o. HS             | Kunst HS  |       |
     |Klin.u.verw.int.HS)|           |       |
-----+-------------------+-----------+-------+-----------
1965 |       30.500      |  26.900   | 3.600 |  5.900
1970 |       44.500      |  39.000   | 5.500 |  9.400
1975 |       63.000      |  54.000   | 9.000 | 14.400
1976 |       62.800      |  54.000   | 8.800 | 14.400
1977 |       62.800      |  54.000   | 8.800 | 14.500
1978 |       63.100      |  54.200   | 8.900 | 14.600
1979 |       63.900      |  55.000   | 8.900 | 14.800
1980 |       63.700      |  54.600   | 9.100 | 15.900
1981 |       62.800      |  53.800   | 9.000 | 16.800
1982 |       62.400      |  53.400   | 9.000 | 17.400
1983 |       62.400      |  53.500   | 8.900 | 17.400
1984 |       62.000      |  52.900   | 9.100 | 17.600
1985 |       61.100      |  51.900   | 9.200 | 17.900
1986 |       62.000      |  52.800   | 9.200 | 18.100
1987 |       62.300      |  53.000   | 9.300 | 18.400
1988 |       62.500      |  53.200   | 9.300 | 18.900
1989 |       62.800      |  53.400   | 9.400 | 19.600
1990 |       63.800      |  54.300   | 9.500 | 20.300
---------------------------------------------------------

Quelle: BMBW; Grund- und Strukturdaten, S. 218



Ende von Seite 49

Tabelle 2 b

Personalstellen

Entwicklung der Zald der Stellen fuer wissenschaftlches Personal an
Hochschulen

Im Zeitraum 1965 - 1990
---------------------------------------------------------
Jahr | Unis, Kunst HS | Universitaet |   FH  | HS-Klinika
     | u. FH          | (incl.       |       |
     | (o. HS Klin. u.| Kunst HS)    |       |
     | verw. int. HS) |              |       |
-------------------------------------------------------
1965 |      48,6      |    49,8      |  40,9 |    40,6
1970 |      70,9      |    72,2      |  62,5 |    64,8
1975 |      100,3     |   100        | 102,3 |    99,3
1976 |      100       |   100        | 100   |    99,3
1977 |      100       |   100        | 100   |   100
1978 |      100,4     |   100,3      | 101,1 |   100,6
1979 |      101,8     |   101,8      | 101,1 |   102,1
1980 |      101,4     |   101,1      | 103,4 |   109,7
1981 |      100       |    99,6      | 102,3 |   115,9
1982 |      99,4      |    98,8      | 102,3 |   120
1983 |      99,4      |    99        | 101,1 |   120
1984 |      98,7      |    97,9      | 103,4 |   121,4
1985 |      97,3      |    96,1      | 104,5 |   123,4
1986 |      98,7      |    97,7      | 104,5 |   124,8
1987 |      99,2      |    98,1      | 105,6 |   126,9
1988 |      99,5      |    98,5      | 105,6 |   130,3
1989 |      100       |    98,8      | 106,8 |   135,1
1990 |      101,6     |   100,5      | 108   |   140
-------------------------------------------------------

Quelle: BMBW; Grund- und Strukturdaten, S. 218

Ende von Seite 50


Tabelle 3


Studierende

Entwicklung der Zahl der Studierenden
Im 3. (FH) bzw. 4. Studienjahr (Univ.)
Im Zeitraum 1965 - 1989


--------------------------------------------------------------
     Entwicklung in abs. Zahlen     Index Basisjahr 1975 = 100
Jahr |               |            |               |
     | 4.Studj.Univ. | 3.Studj.FH | 4.Studj.Univ. | 3.Studj.FH
-----+---------------+------------+---------------+----------
1965 |               |            |               |
1970 |     46.500    |            |    50,9       |
1975 |     91.300    |   37.500   |   100         |   100
1976 |               |            |               |
1977 |               |            |               |
1978 |               |            |               |
1979 |               |            |               |
1980 |     104.300   |   35.600   |   114,2       |     94,9
1981 |     107.400   |   38.400   |   117,6       |    102,4
1982 |     108.400   |   43.000   |   118,7       |    114,6
1983 |     112.100   |   48.700   |   122,7       |    129,8
1984 |     120.500   |   54.100   |   131,9       |    144,2
1985 |     121.400   |   57.500   |   132,9       |    153,3
1986 |     123.000   |   56.400   |   134,7       |    150,4
1987 |     131.600   |   64.700   |   144,1       |    172,5
1988 |     127.900   |   66.700   |   140         |    177,8
1989 |     128.600   |   71.800   |   140,8       |    191,4
--------------------------------------------------------------

Quelle: BMBW; Grund- und Strukurdaten 1991/92, S. 160ff., prozentuale
Entwicklung basiert auf eigener
Berechnung

Ende von Seite 51


Tabelle 4 a

Betreuungsrelationen

Entwicklung der Betreuungsrelation an Universitaeten, berechnet auf der
Basis der Zahl der Studierenden 4. Studienjahr und der Zahl der Stellen
fuer wlssenschaftl. Personal

Universitaeten
-------------------------------------------------------------------------
     |                | Entwicklung      | Betreuungs- | Prozentuale Ent-
     | Entwicklung    | d. Zahl d. Stel- | relation    | wicklung d. Be-
     | d.Zahl d. Stu- | len f. wiss. Per-| Studierende | treuungsrelation
     | dierenden  im  | sonal (o. Klinka | i.4.Studien-| Basisjahr 1975
     | 4. Studienjahr |                  | jahr/Zahl   |
Jahr |                |                  | d.Stellen   |
-----+----------------+------------------+-------------+-----------------
1975 |      91.300    |       54.000     |      1,7    |    100
1980 |     104.300    |       54.600     |      1,9    |    112
1981 |     107.400    |       53.800     |      2      |    118
1982 |     108.400    |       53.400     |      2      |    118
1983 |     112.100    |       53.500     |      2,1    |    124
1984 |     120.500    |       52.900     |      2,3    |    135
1985 |     121.400    |       51.900     |      2,3    |    135
1986 |     123.000    |       52.800     |      2,3    |    135
1987 |     131.600    |       53.000     |      2,5    |    147
1988 |     127.900    |       53.200     |      2,4    |    140
1989 |     128.600    |       53.400     |      2,4    |    140
-------------------------------------------------------------------------
Quelle: s. Tabelle 2 und 3, prozentuale Entwicklung basiert auf eigener
Berechnung



Ende von Seite 52

Tabelle 4 b


Entwicklung der Betreuungsrelation anUniversitaeten, berechnet auf der
Basis der Zahl der Studierenden 4. Studienjahr und der Zahl der Stellen
fuer wissenschaftl. Personal



Fachhochschulen
-------------------------------------------------------------------
Jahr | Entwicklung    | Entwicklung d. | Betreuungs- | pro-
     | der Studenten  | d. Zahl        | relation    | zen-
     | im 3. Studien- | Stellen f.     |             | tual
     | jahr           | Wiss. Personal |             |
-------------------------------------------------------------------
1975 |     37.500     |      9.000     |     4,2     |  100
1980 |     35.600     |      9.100     |     3,9     |  93
1981 |     38.400     |      9.000     |     4,3     |  102
1982 |     43.000     |      9.000     |     4,8     |  114
1983 |     48.700     |      8.900     |     5,5     |  131
1984 |     54.100     |      9.100     |     5,9     |  140
1985 |     57.500     |      9.200     |     6,3     |  150
1986 |     56.400     |      9.200     |     6,1     |  145
1987 |     64.700     |      9.300     |     7       |  166
1988 |     66.700     |      9.300     |     7,2     |  171
1989 |     71.800     |      9.400     |     7,4     |  176
-------------------------------------------------------------------

Quelle: s. Tabelle 2 und 3, prozentuale Entwicklung basiert auf eigener
Berechnung

Ende von Seite 53


Tabelle 5

----------------------------------------------------------------------
Zahl der Studierenden      |Zahl der Studienan-   |Zahl der
(in Mio) im WS 1991/92     |faenger (1.HS) im      |Studienplaetze
                           |SS 1991 und           |(jetziger
                           |WS 1991/92            |Ausbaustand)
                           |in Tsnd.)             |(in Tsnd.)
---------------------------+----------------------+-----------------
       |insg|Uni | FH|sonst|insg.|Univ.| FH |sonst|insg|Uni|FH |sonst.
       |    | v. | 1) | HS |     |     | 1) | HS  |    |   |1) |HS
-------+----+----+----+----+-----+-----+----+-----+-----------------
ABL    |1,63|1,24|0,35|0,04|272,5|195,0|72,5|  5  |810 |652|141|17
.......|....|....|....|....|.....|.....|....|.....|....|...|...|....
       |    |    |    |    |     |     |    |     | 60-|   |   |
NBL    |0,13|0,08|  2)|0,05| 29,5| 19,5| 2) | 10  | 80 |   |   |
       |    |    |    |    |     |     |    |   |geschaetzt||   |
-------+----+----+----+----+-----+-----+----+-----+----+---+--------
Gesamt-|    |    |    |    |     |     |    |     |    |   |   |
Bundes-|1,76|1,32|    |0,09|302  |214,5|    | 15  |870-|   |   |
gebiet | 2) |    |    |    |  2) |     |    |     |890 |   |   |
--------------------------------------------------------------------

------------------------------------------+
       |Zahl der        |HRK-Forderung    |
       |Studienplaetze  |hinsichtlich der |
       |(Ausbauziezahl)|Ausbauzielzahl   |
       |(in Tsnd.)      |(in Tsnd.)       |
-------+----------------+-----------------|
       |insg.|Univ| FH  |insg.|Univ.| FH  |
       |     | 5) | 1)  |     | 5)  | 1)  |
-------+-----+----+--- -+-----+-----+-----|
ABL    | 900 |700 | 200 | 1035|(715)|(320)|
.......|.....|....| ....|.....|..4).|..4) |
       |     |    |     |     |     |     |
NBL    |  3) | 3) |  52-|  290|(190)|(100)|
       |     |    |  63 |     |  4) |  4) |
-------+-----+----+-----+-----+-----+-----|
Gesamt-|     |    |     |     |     |     |
Bundes-|     |    | 252-| 1035|(905)|(420)|
gebiet |     |    | 263 |     |  4) |  4) |
------------------------------------------+






1)   Fachhochschulen ohne verwaltungsinterne Hochschulen

2)   Die Zahl der Studienanfaenger und Studenten an den neugegruendeten
Fachhochschulen in den neuen Bundeslaendern wurde uen laufenden WS noch
nicht erfasst

3)   Das Ausbauziel fuer die Studienplaetze in den neuen Laendern ist noch
nicht definiert

4)   Die genaue Verteilung der Studienplaetze auf die Hochschularten
haengt von der effektiven Entwicklung des Studiennachfrageverhaltens ab.

5)   Einschliesslich Kunst-, Musik- und sonstigen Hochschulen

Quelle: HRK; Studienanfaenger- und Studentenzahlen im WS 1991/92, Januar
1992
WR; Empfehlungen zum 21. Rahmenplan fuer den Hochschulbau, Koeln 1991

Tabelle 6

Ende von Seite 54


Berechnung des Bedarfs an Studienplaetzen im Jahre 2010

1.   Altes Bundesgebiet
Aufgrund der Erfahrungen dass die von der KMK prognostizierten
Studienanfaengerzahlen deutlich hinter der tatsaechlichen Entwicklung
zurueckbleiben (1991 um 10%), muss fuer die Zukunft mit einer
Uebergangsquote gerechnet werden, die ueber der bisherigen Obergrenze von
80% liegt.
Unter der Annahme von einer Uebergangsquote von 85% werden im Zeitraum
2006 - 2010
                              260.000 - 284.000
Studienanfaenger (1.Hochschulsemester) jaehrlich erwartet.
Geht man von 280.000 Anfaengern pro Jahr aus, nimmt man eine Aufteilung
von 2:1 zwischen Universitaeten und Fachhochschulen an, legt man
Studiendauern von (wie der Wissenschaftsrat) 5 Jahren an Universitaeten
und von 3,5 Jahren an Fachhochschulen zugrunde, so errechnet sich folgende
fiktive - flaechenwirksame - Studierendenzahl:
Universitaeten   190.000 x 5 Jahre  =   950.000
Fachhochschulen   90.000 x 3,5 Jahre=   315.000
                                      1.265.000.

Geht man davon aus, dass die Abbrecherquote bei 10% liegen wird (aufgrund
greifender Studienreformmassnahmen sollte die Abbrecherquote von derzeit
16-18% gesenkt werden koennen), so vermindert sich die - flaechenwirksame
- Studierendenzahl auf                1.138.500.

Geht man aufgrund veraenderten Studierverhaltens (Teilzeitstudium etc.)
von einer moeglichen Belegungsquote von 1,1 aus, so ergibt sich ein
Mindestbedarf von ca. 1.035.000 Studienplaetzen.

2. Fuer die neuen L„nder koennen noch keine differenzierten Prognosen
herangezogen werden. Legt man den Bevoelkerungsanteil zugrunde, kommt man
auf einen Studienplatzbedarf von
                                    ca. 290.000 Studienplaetzen,
3. zusammen also                      1.325.000 Studienplaetzen

Ende von Seite 55


Tabelle 7

Berechnung des zusaetzlichen jaehrlichen Mittelbedarfs

Altes Bundesgebiet

- rd 30.000 Stellen fuer Wissenschaftler incl.
  Altersversorgung                                 3,6 Mrd. DM

- rd. 20.000 Stellen fuer verwaltungs- und
  technisches Personal                             0,8 Mrd. DM

- Sachmittelsteigerung rd. 25%                     1,0 Mrd. DM

- Hochschulausbau (flaechenbezogen)                1,4 Mrd. DM
  (derzeitiger Ausbau nach WR und 400 Mio DM p.a.
  und 100.000 Plaetze incl. Forschung zu 1 Mrd. DM----------- -
                                                   6,8 Mrd. DM

Neues Bundesgebiet

- Bau und Personal entsprechend Bevoelkerungsan-   2,2 Mrd. DM
  teil und einem Anteil fuer die ueber-
  proportionalen Sanierungsaufwendungen
---------------


Gesamtes Bundesgebiet                              9,0 Mrd. DM

Ende von Seite 56

mb, 15.3.1999, URL www.michael-bayer.de